PFARR- UND WALLFAHRTSKIRCHE UNTERFRAUENHAID
Die fruchtbare Landschaft um die Pfarr- und Wallfahrtskirche Unterfrauenhaid war zweifellos zur Zeit der Römer bereits besiedelt. Die wichtige Römerstraße von Sabaria (Steinamanger) nach Scarbantia (Ödenburg) berührte die heutigen Gemeinden Großwarasdorf und Horitschon, führte also ganz nahe an Unterfrauenhaid vorbei.
Die erste urkundliche Nennung der Ortschaft stammt aus dem Jahre 1222. In einer Grenzbeschreibung wird das „Land des Dorfes Sankt- Maria“ erwähnt.
Die Bezeichnung einer Gemeinde nach der Gottesmutter setzt eine Kirche voraus, die der hl. Maria geweiht ist. So ist es bei Frauenkirchen, das in Urkunden meist „Heilige Maria auf der Heide“ genannt wird, aber auch in Kleinfrauenhaid, das früher „Heilige Maria an der Straße“ hieß. In beiden Fällen ist eine Muttergotteskirche die Namensgeberin der Ortschaft.
So wird es auch bei Unterfrauenhaid sein. Diese Annahme wird durch eine aus dem Jahre 1229 stammende Urkunde bestätigt, in der von einer Marienkirche in der Nähe des Dorfes Lackenbach die Rede ist. Dabei handelt es sich um die Kirche von Unterfrauenhaid.
ENTSTEHUNG UND VERÖDUNG
Ein genaues Datum, wann diese Kirche entstanden ist, lässt sich nicht angeben. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war sie bereits da. Wir können daher annehmen, dass sie spätestens um 1200 entstanden ist. Das Dorf um die Kirche wird 1368 noch einmal genannt. Dagegen heißt es in einer Aufzählung der Orte der Herrschaft Landsee aus dem Jahre 1425, dass u.a. „Bodogazzonfalva“ („Liebfrauendorf“- Unterfrauenhaid) verödet sei.
Ob die Bewohner ausgewandert oder Kriegswirren zum Opfer gefallen waren, ist ungewiss. Ich neige eher zur Ansicht, die Verödung ist aus klimatischen und wirtschaftlichen Ursachen entstanden. Das Gebiet versumpfte und konnte die Bewohner nicht mehr ernähren. Daher verließen sie das Dorf und siedelten sich in der Umgebung an.
Die Frauenhaider Kirche aber scheint trotz der Verödung des Dorfes erhalten geblieben zu sein und auch weiterhin den religiösen Mittelpunkt der umliegenden Dörfer gebildet zu haben.
Wenn im Jahre 1410 und 1450 ein Pfarrer von Lackenbach und 1504 die Kirche von Lackenbach erwähnt wird, wenn 1514 von Lackenbach neben „Unserer lieben Frauen“ und 1523 vom Lackenbacher Pfarrer und von „Unserer frawen in Lägknpach“ geredet wird, so meine ich, dass es sich dabei immer um die Pfarre bzw. die Kirche von Unterfrauenhaid handelt. Denn in Lackenbach selbst gab es um diese Zeit weder eine eigene Kirche noch eine Pfarre. Ähnlich ist es mit Lackendorf, wo im Jahre 1499 ein Pfarrer Wolfgang erwähnt wird. Auch er ist als Pfarrer von Unterfrauenhaid anzusehen.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte eine Vergrößerung der Marienkirche. Erst zur Zeit, als Hans von Weißpriach Besitzer der Herrschaft Landsee-Lackenbach war (1523 -1548), begann die Neubesiedlung von Unterfrauenhaid mit Kroaten.
Im Jahre 1564 gab es bereits wieder ein kleines Dorf neben der Kirche. Der erste Pfarrer nach der Einwanderung der Kroaten, dessen Namen wir kennen, war Jodok Nulla, der hier „bei der seligen Jungfrau auf dem Felde“ um das Jahr 1570 wirkte (apud Beatam Virginem in Campo).
DIE WALLFAHRT
Eine Wallfahrt nach Unterfrauenhaid kann in vorreformatorischer Zeit nicht sicher nachgewiesen werden. Die früheste Bezeugung der Wallfahrt finden wir in den Jahrbüchern der Jesuiten aus dem Jahre 1620.
Graf Nikolaus Esterhazy hatte bereits 1618 zwei Jesuiten aus Tyrnau in seine Residenz nach Lackenbach gerufen, um hier eine Volksmission zu halten. Zwei Jahre später waren Jesuiten in allen Dörfern seiner Herrschaft als Volksmissionare tätig. Bei dieser Gelegenheit fand am Weißen Sonntag 1620 in der Marienkirche von Unterfrauenhaid, wohin „alljährlich viele Wallfahrer“ kamen, anlässlich eines Jubiläums eine große Feierlichkeit statt.
Auch die Visitatoren des Jahres 1647 berichten von einem großen Andrang von Wallfahrern nach Frauenhaid; hier konnten die Gläubigen nach Empfang der Sakramente der Buße und des Altares zweimal im Jahr einen vollkommenen Ablass gewinnen.
Wenn dann in den Visitationen der Jahre 1651 und 1674 von 20 Fahnen die Rede ist, die sich im Besitz der Wallfahrtskirche befinden, so kann auch dies als Hinweis auf die Wallfahrt gedeutet werden. Wenn die Prozessionen von überallher hier eintrafen, ging ihnen der Pfarrer mit vielen Fahnenträgern entgegen, um die Wallfahrer möglichst feierlich zu empfangen.
Ähnlich war es auch beim Auszug aus der Wallfahrtskirche. Die 16 blauen, mit Sternen verzierten Pilgerstäbe, welche die Pfarre nach den Aufzeichnungen der Chronik noch im 19. Jahrhundert besaß, sind eine interessante Erinnerung an frühere Wallfahrtsbräuche. Jeder Wallfahrer benützte auf einer längeren Pilgerreise einen Stab, der bei Antritt der Wallfahrt gesegnet wurde (Reisesegen).
Auch in der Zeit des Josephinismus hörte die Wallfahrt nach Unterfrauenhaid nicht auf. Nach dem Zeugnis der Pfarrchronik aus dem Jahre 1792 kamen nicht nur die Gläubigen der Filialgemeinden, sondern auch viele „Auswärtige“ in die Wallfahrtskirche nach Unterfrauenhaid.
Als im Jahre 1804 anlässlich der Umgestaltung des Hochaltares das Gnadenbild von dort entfernt wurde und an einem Seitenaltar Aufstellung fand, kam es zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen dem Pfarrer und den Wallfahrern. Daher sah sich Pfarrer Stephanitsch gezwungen, die Wallfahrten überhaupt zu verbieten.
Trotzdem wird im Jahre 1833 wieder von vielen Wallfahrern gesprochen, die jeden Sonntag, besonders aber an den Marienfeiertagen hierher kamen.
Im Jahre 1894 wurde im Zusammenhang mit einer Generalrestaurierung der Kirche auch das Gnadenbild erneuert und ein neuer Bilderrahmen (aus Nussholz) angefertigt.
Seit der Jahrhundertwende nahm die Wallfahrt nach Unterfrauenhaid allerdings immer mehr ab. Die Neubelegung erfolgte erst im Jahre 1944, also gegen Ende des 2. Weltkrieges.
Ein Soldat aus Lackenbach, der eben auf Urlaub in der Heimat weilte, regte eine Dekanatswallfahrt nach Unterfrauenhaid an. Die Katholische Jugend griff den Gedanken begeistert auf. Am Rosenkranzsonntag des Jahres 1944 pilgerte eine große Schar von Jugendlichen aus dem ganzen Dekanat nach Frauenhaid, um die Gottesmutter zu bitten, der Welt den Frieden zu schenken. Die jungen Leute verpflichteten sich, nun jedes Jahr diese Wallfahrt zu machen.
Im Jahre 1947 konnte die Kirche erneuert werden. Dabei wurde auch das Gnadenbild wieder am Hochaltar aufgestellt. Eine neuerliche Renovierung der Kirche erfolgte unter Pfarrer Pfneisl. Seither kommen am 12. jeden Monats abends Gläubige aus vielen Gemeinden hierher, um an der Eucharistiefeier teilzunehmen und die Friedenskönigin um ihren Schutz und Segen zu bitten.
DAS GNADENBILD
Das eigentliche Wallfahrtsbild, das in Unterfrauenhaid verehrt wurde und auch heute noch verehrt wird, ist eine Kopie der Schwarzen Madonna von Czenstochau. Dieses ist selber wieder eine Nachbildung des sogenannten Lukasbildes der Muttergottes, das der Evangelist auf jener Tischplatte gemalt haben soll, welche die hl. Familie von Nazareth benützte.
Das Frauenhaider Gnadenbild zeigt unten eine lateinische Inschrift, die in freier deutscher Übersetzung lautet: „Dieses Bild der glorreichen Jungfrau Maria ist jenem ähnlich, das der hl. Lukas gemalt hat. Es wird von allen Völkern verehrt und häufig besucht, glänzt durch verschiedene großartige Wunder und wurde schon lange im Kloster der Pauliner auf der Jasna Gora in Czenstochau eifrig verehrt und dort aufbewahrt. Im Jahre des Herrn 1629“.
Wie von allen Gnadenbildern werden auch von jenem in Unterfrauenhaid viele Legenden erzählt: In der Gegend um Frauenhaid hüteten vor vielen Jahren Hirten ihre Viehherden. Auch die Schweinehirten trieben ihre borstigen Vierbeiner auf die Weide. Die Tiere fühlten sich besonders wohl, wenn sie sich an heißen Sommertagen in den Lacken um Unterfrauenhaid suhlen konnten.
Eines Tages beobachtete der Hirt, wie an einer bestimmten Stelle auf der weiten Heide einige Schweine mit ihren Rüsseln den Boden aufgeregt durchwühlten. Nachdem er einige Zeit diesem Treiben interessiert zugesehen und bemerkt hatte, dass sich immer mehr Tiere um diese Stelle scharten, stand er auf und trieb die Biester auseinander. Aber schon im nächsten Augenblick war wieder eine Schar beisammen, die den Boden an derselben Stelle förmlich aufzugraben schien. Die Sache wurde für den Hirten immer interessanter. Wieder jagte er die Tiere davon, aber sofort kamen sie wieder zurück und wühlten erneut an derselben Stelle.
Nun begann er selbst, von Neugierde geplagt, die feuchte Erde zu untersuchen. Kaum hatte er das Erdreich ein wenig aufgegraben, da stockten seine geschäftigen Hände. War es eine Täuschung oder war es Wirklichkeit?
Es kam ihm vor, als ob ein geheimnisvolles Leuchten aus dem Boden käme. Ja, sonderbare Lichtstrahlen drangen aus dem Boden!
Unschlüssig, was er tun sollte, überlegte er eine Weile. Dann aber grub er weiter. Das Leuchten wurde deutlicher und stärker und zuletzt - o Wunder! - fand er im Boden ein Bild, ein Bild der Muttergottes mit dem Jesusknaben. Er nahm es voll Freude an sich. Aufgeregt lief er mit seinem kostbaren Fund nach Hause. Die Mitbürger beschlossen, an jener Stelle, wo das Bild gefunden worden war, eine kleine Kapelle zu erbauen und darin das Bild aufzustellen.
Aufgrund der besonderen Ereignisse, die sich bei der Auffindung des Bildes zugetragen hatten, aber auch aufgrund von verschiedenen Wundern, die durch die Anrufung der Muttergottes in dieser Kapelle geschahen, fanden sich immer mehr gläubige Menschen dort ein. Die Gottesmutter aber lohnte den frommen Glauben und das innige Beten der Pilger durch Erhörung ihrer Bitten.
Eine kleine Variante zu dieser Entstehungslegende erzählte der alte Kirchenvater von Unterfrauenhaid. Danach hätten die Schweine das Bild, das in einem Gebüsch verborgen war, beschnüffelt. Der Hirte wollte die Tiere vertreiben und schlug mit seiner Peitsche nach ihnen. Dabei soll er das Bild getroffen haben.
Ein kleiner Striemen am Halse der Gottesmutter, der heute noch am Bild zu sehen ist, soll von diesem Peitschenhieb herrühren.
Dass früher einmal neben dem Fest der Himmelfahrt Mariens der 2. Sonntag nach Ostern, an dem vor der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils das Evangelium vom Guten Hirten gelesen wurde, als Hauptwallfahrtstag galt, steht ohne Zweifel mit der Legende in Verbindung, wonach ein Hirte die Hauptperson bei der Auffindung des Gnadenbildes war.
DIE BAULICHE ENTWICKLUNG
Die Kirche von Unterfrauenhaid gehört zu den etwa 40 Kirchen des Burgenlandes, die um 1200 entstanden sind. Es handelt sich bei unserer Wallfahrtskirche ursprünglich um einen kleinen Rechteckbau mit halbkreisförmiger Apsis.
Der Baubestand dieser Kirche setzt sich aus drei deutlich voneinander unterscheidbaren axial angeordneten Teilen zusammen: dem wuchtigen Westturm, dem saalförmigen Schiff und dem langgestreckten Chor im Osten. An das Schiff sind beiderseits kapellenartige Nischen angebaut. Nördlich des Chores befindet sich die Sakristei mit aufgesetztem Oratorium. Schon A. Klaar hat in seinem aus dem Jahre 1950 stammenden Baualtersplan die Mauern des Kirchenschiffes als „älteren Baukern“ gekennzeichnet.
In einer Voruntersuchung für die Restaurierung 1980/81 wies Karl Kubes auf sorgfältig behauene Steinquadern in der Südwestecke hin und schlug daher für das Kirchenschiff eine Datierung in das 12. Jahrhundert vor. Seine Vermutung einer romanischen Apsis fand sehr bald die Bestätigung: Als im Zuge der Restaurierung im Sommer 1980 die Fußbodenplatten abgehoben wurden, kamen am Beginn des jetzigen Presbyteriums halbkreisförmig angeordnete mächtige Steinquadern zutage. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass es sich hier um Reste der 1229 genannten „ecclesia sanctae Mariae“ handelt.
Über das weitere Schicksal dieses Gotteshauses ist nichts bekannt. Eine neue Kirche hat man um 1450 errichtet und dabei offensichtlich die noch brauchbaren Mauerreste des romanischen Kirchenschiffes mitverwendet.
Dieser Bauphase entstammen im Wesentlichen Turmunterbau und Chor in ihrem jetzigen Bestand. Das spitzbogige Turmport, das Sternrippengewölbe in der Turmvorhalle und die Strebepfeiler am Chor sind typische spätgotische Architekturelemente.
Das Netzrippengewölbe im Presbyterium hingegen ist erst später, nämlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, errichtet worden.
Um 1660 kam es zu einer Barockisierung des Bauwerkes, die sich im Oberbau des Turmes mit dem charakteristischen Zwiebelhelm, im Gewölbe des Langhauses und in den Seitenkapellen manifestiert. In der Barockzeit, im 17. und 18. Jahrhundert, entstand auch größtenteils die heutige Kircheneinrichtung.
Die Restaurierung 1980/81 hatte sich zum Ziel gesetzt, möglichst viel von der vorhandenen mittelalterlichen Bausubstanz sichtbar zu machen. Untersuchungen hatten gezeigt, dass die original gotischen Fenster des 15. Jahrhunderts im Chor noch mitsamt dem Maßwerk erhalten waren. Sie wurden nach Schließung der barocken Fenster geöffnet und restauriert und lassen nun eine Fülle von Licht in den Altarraum. Die Maßwerke im oberen Teil der Fenster lassen sich symbolisch etwa so deuten: drei gleiche Kreise - Dreifaltigkeit. Form des Kreuzes - Erlösung. Sonnenrad mit Fischsymbol - göttliche Sonne (von rechts nach links).
Im Altarraum wurde eine gotische Sessionsnische freigelegt und für eine neuerliche Verwendung adaptiert. Das Gewölbe und die Wände sind hell ausgemalt, die Netzrippen und Wandpfeiler, entsprechend dem Originalbefund, ockerfarben eingetönt.
Auch im Turmuntergeschoss ließ sich die alte Fassung des spätgotischen Sterngewölbes rekonstruieren. Von den nur in Resten aufgefundenen figuralen Wandmalereien im Chor wurde ein Frauenkopf, vielleicht von einer Stifterdarstellung, sichtbar belassen.
Im Gewölbescheitel ist die Jahreszahl 1574, das Datum der Einwölbung und der jetzt rekonstruierten Ausmalung, zu lesen. Über der Sakristeitür hat man die Fenster zum barocken Oratorium geöffnet, vor dem Altar stieß man auf einen barocken Grufteinbau, der mit einem wappengeschmückten Marmorgrabstein abgedeckt war.
Die Öffnung der gotischen Fenster machte es notwendig, das Gnadenbild vom Hochaltar zu entfernen. Es nimmt jetzt wieder seinen ursprünglichen Platz auf dem kleinen Altar in der rechten Seitenkapelle ein.
Glanzvoll restauriert ist auch die um 1760 entstandene Kanzel, deren Originalfassung freigelegt wurde. Eine Überraschung gab es im Kirchenschiff, wo an der nördlichen Wand eine figurenreiche und farbenfrohe Darstellung des Weltgerichtes, wohl um 1600 entstanden, zutage kam.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass es durch die behutsame Restaurierung gelungen ist, die künstlerisch-architektonische Qualität der Wallfahrtskirche von Unterfrauenhaid wieder richtig zur Geltung zu bringen (Hofrat Dr. Friedrich Berg).
FRIEDHOF, GRÜFTE UND TAUFBECKEN
Der Friedhof, der die Wallfahrtskirche umschließt, ist von einer Wehrmauer umgeben, die mit vielen Schießscharten versehen ist. Vor allem in den Bethlen-Kriegen (17. Jahrhundert) wird die Kirche ihre Wehrfunktion ausgeübt haben.
Damals kam es zu der denkwürdigen Schlacht um Lackenbach (1620). Die beiden Offiziere Bethlen Gabors, Huszar und Petöhazy, schlossen Esterhazy in seiner Residenz in Lackenbach ein. Die geringe Besatzung und einige Bauern aus der Umgebung hätten in dem schwach befestigten Schloss kaum ernsteren Widerstand leisten können. Allerdings kam der kaiserliche General Duval de Dampierre, der in der Gegend um Wiener Neustadt lagerte, dem treuen Vasallen des Kaisers zu Hilfe und schlug die Rebellen in die Flucht.
Matthias Tarrody, ein Unterführer der Aufständischen, fand in dieser Schlacht den Tod. Es wird erzählt, er habe für Esterhazy bereits ein Grab ausheben lassen, weil er hoffte, dass der Belagerte fallen werde. Nun wurde er selbst in jenem Grabe beigesetzt, das er für seinen Gegner hatte bereiten lassen. Das Grabdenkmal Tarrodys ist heute noch in Lackenbach zu sehen.
Im Friedhof um die Kirche stand früher auch eine alte Kapelle, die dem hl. Stephanus geweiht war. Unter dieser Kapelle wurden die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt, die beim Ausheben eines neuen Grabes ans Tageslicht kamen. Da solche Karner gewöhnlich dem hl. Michael geweiht sind, ergibt sich die Frage, ob nicht dieses Stephanspatrozinium der Kapelle besonders alt ist und auf Passauer Einfluss (Hauptpatron des Bistums) hinweisen könnte.
Im 17. Jahrhundert wird außer dem Karner noch eine zweite Friedhofskapelle erwähnt, die um 1713 mit einem neuen Altar (Hl. Grab) ausgestattet wurde. Sie ist heute noch vorhanden, während der alte Karner, der in einer Ecke des Frauenhaider Friedhofs gegen Raiding zu stand, längst verschwunden ist.
In früheren Jahrhunderten pflegten vornehme Adelsfamilien nicht im Friedhof, sondern in Grüften, in Klöstern und Kirchen begraben zu werden.
So wird auch berichtet, das um Landsee und Lackenbach begüterte Geschlecht der Dersffy habe sich die Marienkirche von Unterfrauenhaid zu seiner Begräbnisstätte erwählt.
Die Pfarrchronik weiß zu berichten, dass von den vier Grüften, die sich noch heute unter der Kirche befinden, früher eine der Familie Dersffy gehörte. Später wurden dort Angehörige der Familien Paganitsch und Illesy begraben, Kleinadelige, die im Dienste der Familie Esterhazy standen.
Der Abstieg zur sogenannten Kertessy-Gruft ist mitten im Kirchenschiff. Als anlässlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1892 die Grüfte geöffnet wurden, fand man den Leichnam eines „Ritters“ und den eines Priesters. Der Ritter, offenbar mit einer Rüstung begraben, könnte einer aus dem Geschlechte der Dersffy sein.
Am Schluss sei auch noch auf das steinerne Taufbecken in der Frauenhaider Kirche hingewiesen. Nicht nur, dass es sich dabei um einen sehr schönen, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammenden Taufstein handelt, der daher besonders interessant und wertvoll ist; wir wissen auch, dass über diesem Taufbecken einer der ganz Großen unserer Heimat, Franz Liszt, am 23. Oktober 1811 getauft wurde.
Der damalige Kaplan von Unterfrauenhaid und Seelsorger von Raiding, Georg Mersich, taufte das am 22. Oktober geborene Kind des Herrschaftsbeamten Adam List. Erst Franz magyarisierte seinen Namen auf Liszt, weil der Name im Ungarischen sonst als »Lischt« auszusprechen gewesen wäre.
Im Alter von sechs Jahren bereits wurde dem Kaplan Mersich der kleine Franz anvertraut, um mit ihm Musik zu machen. Neben dem Vater List war also der im Jahre 1853 als Pfarrer von Kaisersdorf verstorbene Georg Mersich derjenige, der dem jungen musikalischen Genie die ersten Elemente des Klavierspielens beibrachte, so dass Liszt bereits mit acht Jahren in Baden und Ödenburg öffentlich auftreten konnte. So bahnte sich seine Weltkarriere an.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Pfarr- und Wallfahrtskirche Unterfrauenhaid ein sehenswertes Juwel sakraler Kunst im Burgenland darstellt.
Grundriss nach A. Klaar (1950), die im Jahre 1980 ergrabene Rundapsis eingezeichnet